
Erneute Wiederaufnahme
Zauberhafte 'Zauberflöte'
Sie läuft und läuft und läuft und wird am 24. April 2025 im Düsseldorfer Opernhaus wiederaufgenommen: Die verblüffend andere, großartig-multimediale Inszenierung der letzten Mozart-Oper des damaligen Intendanten Barrie Kosky, die am 25. November 2012 an „seiner“ Komischen Oper Berlin herauskam und dem heute umbaubedingt im Charlottenburger Schiller-Theater gastierenden Haus einen Sensationserfolg bescherte, der inzwischen seit 13 Jahren für ausverkaufte Vorstellungen sorgt. Der spektakuläre Versuch, „E“ und „U“ unterm Musiktheater-Dach zu vereinen, wird auch bei der koproduzierenden Rheinoper derart nachgefragt, dass für einige Vorstellungen der neuen Aufführungsserie nur noch Restkarten erhältlich sind.
Kosky hat das Konzept der „Zauberflöte“ zusammen mit Suzanne Andrade und Paul Barritt erarbeitet, nachdem er eine Aufführung von „Between the Devil and the Deep Blue Sea“, der ersten Show des Künstlerduos „1927“, sah und fasziniert war von der Mischung aus Live-Performance und Animation. „1927“, benannt nach dem Jahr des ersten Tonfilms „The Jazz Singer“, inszeniert Theater und Film Hand in Hand – und das Resultat erinnert wie in ihrer ersten Opernproduktion jetzt in Berlin an die Welt des Stummfilms.
Dabei findet Paul Barritt Anregungen zu seinen Animationen aus den Kupferstichen des 18. Jahrhunderts wie aus den Comics der Gegenwart und nennt im Programmheft-Gespräch ein Beispiel: Papageno, dem vor seiner Arie „Ein Mädchen oder Weibchen“ im zweiten Akt ein Glas Wein serviert wird, trinkt hier einen rosafarbenen Cocktail aus einem riesigen Glas. Und sieht nach den ersten Schlucken gleich ein halbes Dutzend rosa Elefanten, die sich in den Kelchen lümmeln und bald zu fliegen beginnen. „Da denke ich natürlich sofort an den berühmtesten aller fliegenden Elefanten: an Dumbo! Der stammt aus den 40er Jahren. Wichtig ist, dass am Ende alles zu einer gemeinsamen Ästhetik verschmilzt.“

Wofür der Rhythmus von Text und Musik eine entscheidende Rolle spielt. Barrie Kosky hat das Libretto Emanuel Schikaneders zu knappen Dialogen in Stummfilm-Manier verkürzt, die zu Hammerklavierbegleitung (Mozarts Fantasien in c-Moll und d-Moll) wie Comic-Textblasen an die durch Balkone, Fenster und Treppen ungemein wandlungsfähige Vertikalbühne der Ausstatterin Esther Bialas geworfen werden. „Diese Konzentration auf die Bilder“, so der regieführende Intendant des innovationsfreudigsten Musiktheaters der Hauptstadt, „macht es möglich, dass jeder Zuschauer die Show auf seine ganz eigene Weise erleben kann: als ein magisches, lebendiges Märchenbuch, als eine merkwürdige, zeitgenössische Meditation über den Stummfilm, einen singenden Stummfilm gewissermaßen, oder als ein lebendig gewordenes Gemälde.“
Man kann freilich auch die Augen schließen und den phantastischen Gesangssolisten lauschen – jetzt in Düsseldorf Anna Sophia Theils Pamina und Jussi Myllys Tamino über Tetiana Zhuravels Königin der Nacht und Luke Stokers Sarastro bis hin zu Tae-Hwan Yuhs Monostatos, Jake Muffetts Papageno und Charlotte Langners Papagena. Dann hätte man sich jedoch um das Vergnügen herumsausender, einen Notenschweif hinter sich her ziehender Flöten, gewaltiger Spinnen und ihrer weit verzweigten Netze, bedrohlicher Fantasy-Drachenwesen, farbenprächtiger Blütenteppiche, altertümlich anmutender, chaplinesk-nervtötender frühindustrieller Gerätschaften, Schwärmen von Pfeilen über abgrundtiefen Felsvorsprüngen, bissiger Wolfsrudel und liebreizender Gartenlaubenhaine gebracht, vom slapstickhaften Spaß im Fahrstuhl in die Hölle ganz zu schweigen.
Barrie Koskys „Zauberflöte“ konzentriert sich auf die Traumwelten (und Traumbilder) der drei Protagonisten Pamina, Tamino und Papageno. Er thematisiert bei aller Heiterkeit der animierten Szenerie (rote Herzen und rote Lippen, die sich zum Kussmund formen) auch die Einsamkeit, den Verlust (des geliebten Partners), die Sehnsucht nach und den Traum von einer neuen Liebe. Und zeigt die Kraft der Musik, die hier im wahren Wortsinn Berge zu versetzen vermag. Dass die verschwurbelte Handlung Schikaneders nicht ohne manche Wiederholungen und Längen abgehen kann, kennen wir von konventionellen Inszenierungen. Hier aber kann binnen knapper drei Stunden erst gar keine Langeweile aufkommen. Und dafür sorgen nicht nur „1927“ und Barrie Kosky, sondern jetzt an der Rheinoper auch Axel Kober am Pult: kräftige, dynamische, bisweilen geradezu explosive Töne kommen aus dem Graben.
Barrie Kosky: „Obwohl Suzanne und Paul zum ersten Mal in Berlin arbeiten, gibt es eine innere künstlerische Beziehung zu dieser Stadt, von der gerade in den 20er Jahren viele kreative Impulse auf dem Gebiet der Malerei, des Kabaretts, des Stummfilms, aber auch des Animationsfilms ausgingen. Suzanne, Paul und ich teilen die Liebe für Revue. Vaudeville, Music Hall und ähnliche Theaterformen. Und natürlich für den Stummfilm. So trägt unser Papageno Züge von Buster Keaton, Monostratos ist ein bisschen Nosferatu, und Pamina erinnert vielleicht ein wenig an Louise Brooks. Das alles aber ist keine Hommage an den Stummfilm, dafür gibt es viel zu viele Einflüsse aus anderen Bereichen. Die Welt des Stummfilms hat uns vielmehr mit einem Vokabular versorgt, das wir nach Belieben benutzen können.“
Karten und Termine
Insgesamt stehen mit der Wiederaufnahme acht Aufführungstermine auf dem Spielplan der Rheinoper im Düsseldorfer Opernhaus. Karten unter operamrhein.de oder Tel 0211 – 8925211.
- Donnerstag, 24. April 2025, 19:30 Uhr (Restkarten)
- Mittwoch, 30. April 2025, 19:30 Uhr
- Freitag, 16. Mai 2025, 19:30 Uhr (Restkarten)
- Freitag, 23. Mai 2025, 19:30 Uhr (Restkarten)
- Samstag, 31. Mai 2025, 19:30 Uhr
- Freitag, 6. Juni 2025, 19:30 Uhr
- Montag, 9. Juni 2025, 18:30 Uhr
- Dienstag, 24. Juni 2025, 19:30 Uhr
Weitere Termine (6) anzeigen...
- Freitag, 16. Mai 2025, um 19:30 Uhr
- Freitag, 23. Mai 2025, um 19:30 Uhr
- Samstag, 31. Mai 2025, um 19:30 Uhr
- Freitag, 6. Juni 2025, um 19:30 Uhr
- Montag, 9. Juni 2025, um 18:30 Uhr
- Dienstag, 24. Juni 2025, um 19:30 Uhr
Vergangene Termine (1) anzeigen...
- Donnerstag, 24. April 2025, um 19:30 Uhr