Peter Zontkowski bietet eine musikalische Auszeit
Zehn Jahre Bürgerfunksendung 'Time Out'
Jeder dritte Sonntagabend ist für viele Herner die Radiozeit schlechthin: Ab 19:05 Uhr begrüßt der Eickeler Moderator, Autor und Musiker Peter Zontkowski auf UKW 90,8 die Zuhörer zu seiner Bürgerfunksendung „Time out“. Seit zehn Jahren bietet er ihnen für knapp 60 Minuten eine „Auszeit“ mit Musik und Plauderei. Die „Geburtstagssendung“ startet am Sonntag, 17. März 2024, es wird seine 116. sein – fast auf den Tag genau zehn Jahre nach der Premiere.
Musik mit Geplauder
Immer mit Musik, die sich von dem Einheitsgedudel der „normalen“ Radiosender unterscheidet und immer mit einer Plauderei über ein Thema aus dem Tagesgeschehen, das durchaus lokalen Bezug haben kann – aber nicht muss.
Die Themen schnappt der Mann aus Eickel, der einst der Liebe wegen von Langendreer nach Wanne-Eickel zog, bei seinen Marktbesuchen auf, er findet sie in der Tagespresse „oder es sind Themen, die mich einfach interessieren“, sagt er.
Wie zum Beispiel verstorbene Musiker wie Wilko Johnson, Ex-Gitarrist bei Dr. Feelgood, David Crosby, Christine McVie, Terry Hall, Sänger bei The Specials und The Colourfield, sowie die Gitarrenlegende Jeff Beck, denen er eine Sendung widmete. Auch der schleichende Tod des Einzelhandels am Beispiel des Eickeler Reformhauses Pitz schaffte es Anfang 2023 in seine Sendung. Ebenso wie das Wetter. „Die frostige Jahreszeit hat mich Lieder aussuchen lassen, die sich mit kalten Füßen beschäftigen“, erzählt „Zonte“ lachend.
Immer sei es so: „Die Themen inspirieren mich zur Musik, sie geben die Musik quasi vor.“ Somit ist klar, was zuerst da war: Das Thema! Nicht die Musik. Da die Texte zumeist in englischer Sprache sind, bietet der Musikfan fast immer eine Kurzerklärung zum Text.
Keine Einheitsdudelei
Hörer, die musikalische Massenware bevorzugen, sind bei Peter Zontkowski an der falschen Adresse. In seinen Weihnachtssendungen haben Kaufhaushits wie „Last Christmas“ der britischen der Gruppe 'Wham!‘ keine Chance. Die Frage nach seiner Lieblingsband oder Lieblingsmusikrichtung kann er nicht eindeutig beantworten: „Ich lege mich nicht auf Rock, Blues oder Jazz fest. Mein Musikgeschmack ist breit gefächert und was ich höre, das hängt immer auch von meiner Stimmung ab.“
Bei der Auswahl der Musik kann der Mann, der Anfang der 80er im Bochumer Appel auflegte, auf eine beachtliche Sammlung an Silberlingen zurückgreifen. CDs füllen die Regale meterweise – alphabetisch geordnet nach Bands. „Meine schwarzen Scheiben, die habe ich irgendwann alle verkauft,“ erzählt er.
„Es passt einfach"
Aufgenommen wird die Bürgerfunksendung „Time out“ (UKW 90,8) in der Radiowerkstatt der vhs Herne im Haus am Grünen Ring in Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Wolfgang Bökelmann, der auch andere Bürgerfunksendungen begleitet. „Die 'Time out'-Sendung ist für mich die Sendung, die am wenigsten arbeitsintensiv ist. Peter, der immer noch old school unterwegs ist, bringt seine CDs mit, spricht seine Texte und ich spiele die Musik ein. Anschließend schneide ich die Sendung. Aber hier“, erzählt er lachend, „muss ich kaum etwas schneiden. Es passt einfach.“
Liebe zur Musik früh entdeckt
Seine Liebe zur Musik entdeckte er in den frühen 50ern, vor dem Radio sitzend. „Damals, als junger Steppke, haben mich die alten Schinken gerührt“, erzählt er nicht ohne ein Lachen. Die Initialzündung zu rockiger Musik fand allerdings Anfang der 60er Jahre in der Kaufhalle in Gelsenkirchen statt. Dort gab es in einer hinteren Ecke eine kleine Plattenabteilung, dort drückte sich der junge Peter gerne rum.
Eines Tages hing dort ein Poster von vier Pilzköpfen aus Liverpool – den Beatles. Fett gedruckt stand dort der Titel ihrer fünften Single: „I want to hold your hand“. Zontkowski: „Dieses Lied und das Aussehen der vier Musiker, das war für mich, als wenn die Welt plötzlich von schwarz/weiß auf Farbe umgestellt wurde.“ Und er gab ihnen und der Musik nicht nur die Hand, sondern auch sein Herz.
Erste Single: Satisfaction
Als er zu Weihnachten 1964 von seinem Vater die Single einer weiteren jungen Band, die kurz vor ihrer Weltkarriere stand, geschenkt bekam, manifestierte sich seine Liebe zur Musik: Die Stones mit ihrem wohl bekanntesten Hit „(I can't get no) Satisfaction“ war Peters erste Single. Sein Vater, der auf Montage und daher selten zu Hause war, spendierte dem musikbegeisterten Peter nicht nur ein eigenes Radio und ein Tonbandgerät, sondern auch seine erste Gitarre.
John Peel und Alan Bangs
Ein Ohr hatte Zontkowski Junior damals quasi immer am Radio. Den Rekorder in der Hand, nahm er die Musik auf, die die Radiomoderatoren des britischen Soldaten-Senders British Forces Broadcasting Service (BFBS) über den Äther schickten: „John Peels 'Music On BFBS' und Alan Bangs 'Nightflight' haben meinen Musikgeschmack nachhaltig geprägt“, erzählt er.
Heute ist sein bevorzugter Radiosender WDR5. „Allerdings“, schränkt er ein, „wenn Götz Alsmann läuft, dann höre ich auch WDR4. Der legt Sachen auf, die ich 1954 vor dem Radio gehört habe.“
Zontkowski, der Schreiber
Gerne streut Zontkowski eigene, meist biografische Texte in seine Sendung ein. Denn Schreiben, das ist neben der Musik eine weitere Leidenschaft des Radio-Mannes. „Meine Texte reichen zurück bis zu meinem 4. Lebensjahr. Sie sind mal lustig, mal melancholisch oder auch tragisch.“ Sie erzählen von seiner Schulzeit, seinen Jugendjahren und seiner Ausbildungszeit in einem Wittener Stahlwerk.
Entdeckung seiner Liebe zur Musik
So hat er zum Beispiel die Geschichte zweier schwerstbehinderter Brüder aufgeschrieben, Nachbarn in seinen Jugendjahren. Für seinen Text zur Arbeit im Stahlwerk, der Titel lautet „Lass rollen“, den er unter anderem im Literaturhaus in Herne vortrug, bekam er viel Zustimmung und einen Preis. Geschrieben habe er die Texte anfangs nur für sich selbst. Erst später, ab 2015, kamen Lesungen hinzu. Seitdem steht er mit seinen Texten immer wieder auf den unterschiedlichsten Bühnen, liest und begleitet sich dazu mit der Gitarre.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Seit gut vier Jahren macht sich Peter Zontkowski jeden Dienstagabend mit seiner Gitarre auf den Weg und besucht seinen Freund Angelo Valoroso in dessen Eickeler Eiscafé Dolomiti. Gemeinsam jammen sie. „Wenn Angelo sein Café zusperrt, dann haben wir unseren Spaß. Er spielt die Solo-Gitarre und ich sorge für den Rhythmus. Bei uns stimmt einfach die Chemie,“ freut sich der Mann, der sich nicht vorstellen kann, mit der Musik und seiner Radiosendung aufzuhören. „Auch wenn ich jetzt 70 werde, habe ich Spaß an dem, was ich mache.“
Der Name „Time Out“
Ach so, wie es zu dem Namen „Time out“ kam, das hat Peter Zontkowski im halloherne-Gespräch auch noch verraten: „An dem Namen ist meine Frau nicht ganz unschuldig. Bei einem gemeinsamen Besuch der Burg in Prag entdeckte ich einen kleinen Plattenladen mit diesem Namen. Ich kaufte mir dort eine CD von John Lee Hooker und meine Frau fotografierte den Namen. Tja, und der Rest ist Geschichte.“
Am 17. März 2024 geht also die Jubiläumssendung „Time out“ über den Äther. Wie immer ab 19:05 Uhr, wie immer bis 20 Uhr. „Es wird ein bisschen nostalgisch in der Sendung“, verrät Peter Zontkowski vorab. „Ich werde eine kleine Rückschau auf die vergangenen zehn Jahre geben.“
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- Sonntag, 17. März 2024, um 19:05 Uhr