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Zum 100. Todestag Giacomo Puccinis ist die zeitlos aktuelle Inszenierung von Christine Mielitz am Essener Aalto-Theater, hier Nikoloz Lagvilava (Scarpia) und Gabrielle Mouhlen (Tosca), in einer neuen Top-Besetzung wiederaufgenommen worden.

'Tosca' im Aalto Musiktheater Essen

Zum 100. Todestag Giacomo Puccinis

Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Norditalien zur Zeit Napoleons, Stichwort ist die Schlacht Mitte Juni 1800 bei Morengo im französisch-habsburgischen Krieg, liebt die zwar eifersüchtige, hier aber eher weiblich-kokette als divenhafte Sängerin Floria Tosca (überragendes Heimspiel: die armenische Aalto-Sopranistin Astrik Khanamiryan) den Kunstmaler Mario Cavaradossi (der katalanische Tenor Xavier Moreno als Gast).

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Weil dieser dem aus der Engelsburg entflohenen Cesare Angelotti (der junge rumänische Aalto-Bass Andrei Nicoara), dem Konsul der untergegangenen Republik Rom, Unterschlupf an seinem Arbeitsplatz, der Kirche Saint’Andrea della Valle, gewährt, geraten Tosca und Cavaradossi zwischen die Mühlen einer politischen Intrige des Barons Scarpia (der russische Bariton Alexey Zelenkov als Gast von der Rheinoper), die freilich auch höchst privat motiviert ist: Der römische Polizeichef hat schon immer ein Auge auf Tosca geworfen.

Verrat und Vergewaltigung

Scarpia lässt Tosca in dem Glauben, ihren schwer gefolterten Geliebten retten zu können, indem sie ihm den Aufenthalt Angelottis verrät. Woraufhin sich dieser durch Selbstmord der Verhaftung entzieht. Der Polizeichef betont im 2. Akt, welcher in seiner Wohnung im Palazzo Farnese spielt, ganz offen, nur die gewalttätige Eroberung genießen zu können. Als er die Sängerin vergewaltigen will, ersticht sie ihn. Die Hoffnung, mit entsprechenden Papieren ausgestattet mit Cavaradossi fliehen zu können, erfüllt sich nicht: Scarpias Schergen erschießen ihn vor der Engelsburg. Tosca, von Spoletta als Mörderin Scarpias verfolgt, stürzt sich in den Tod.

Beim Polizeichef Scarpia geht’s im 2. Akt brutal zur Sache: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen unserer Gegenwart können nicht ausgeschlossen werden.

Zum 100. Todestag Giacomo Puccinis haben die Essener Philharmoniker seine „Messa di Gloria“ von 1880 im Rahmen des 4. Sinfoniekonzertes herausgebracht zusammen mit weniger bekannten Instrumentalkompositionen. Und am 21. Dezember feierte mit „Tosca“ eine der populärsten Opern überhaupt umjubelte Wiederaufnahme-Premiere im Aalto-Theater, nachdem dort in den Jahren zuvor bereits „Il Trittico“ (2022) und „Madama Butterfly“ (2023) herausgekommen waren.

Im Aalto leuchten die Sterne

„E lucevan le stelle“: In Cavaradossis Arie im dritten Akt leuchten nicht nur die Sterne, sondern leuchtet auch die Inszenierung von Christine Mielitz, der langjährigen Intendantin des Meininger Theaters und der Dortmunder Oper, die das am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom, dem heutigen römischen Opernhaus, uraufgeführte Melodramma in drei Akten am 22. März 1997 im Essener Aalto-Theater herausgebracht hat. Puccinis düster-glutvolle Mischung aus spannender Krimihandlung und fesselnder Dreiecksgeschichte ist heute – leider – aktueller denn je in Zeiten skrupelloser Machthaber von Putin bis Trump, die sich auch noch dreist als „Demokraten“ verkaufen und als erstes der freien Kunst an den Kragen gehen.

Weshalb dieses italienische Meisterwerk in der anti-illusionistischen Bühne von Reinhart Zimmermann und den zeitlosen Kostümen von Susanne Hubrich immer wieder auf dem Aalto-Spielplan steht: Christine Mielitz offenbart Scarpia als erbarmungslosen Despoten und Diktator, ohne wie leider im deutschen Regietheater üblich mit dem Holzhammer auf aktuelle Parallelen hinzuweisen. Dafür herzlichen Dank!

Bei der, wenn ich richtig gezählt habe, nach 2002, 2016 und 2019 vierten Wiederaufnahme ist von der Urbesetzung immerhin noch Kammersänger Rainer Maria Röhr als Polizeiagent Spoletta dabei. An seiner Seite zwei großartige Ensemblemitglieder und zwei hochkarätige Gäste, die auf den Bühnen nicht nur Europas zuhause sind. Die seinerzeit dreistündige Aufführung einschließlich zweier Pausen ist nunmehr auf zweieinhalb Stunden mit nur einer Pause geschrumpft. Am Pult der Essener Philharmoniker steht der junge, bei der Wiederaufnahme-Premiere völlig zu Recht gefeierte Neapolitaner Tommaso Turchetta (alternierend mit Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti).

Film-Tipp „Maria“

Kleiner Hinweis für Puccini-Fans: Am 6. Februar 2025 kommt „Maria“ in die Kinos, ein Biopic von Steven Knight (Buch) und Pablo Larrain (Regie) mit Angelina Jolie als Maria Callas. Der im August 2024 in Venedig uraufgeführte Zweistünder, den ich jetzt vorab in Köln sehen durfte, ist von Puccini- und speziell von „Tosca“-Musik durchzogen in Erinnerung an die legendäre Platteneinspielung 1953 mit Tito Gobbi und Franco Zeffirellis Inszenierung 1964 in Covent Garden mit beiden Ausnahme-Sängern.

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Karten für Tosca

Karten sind erhältlich im TicketCenter in der Essener City, an der Kasse des Aalto-Theaters, im Netz unter theater-essen.de oder unter Tel 0201 – 8122200.

Die weiteren Vorstellungen im Aalto-Theater Essen

  • Sonntag, 5. Januar 2025, 16:30 Uhr
  • Sonntag, 19. Januar 2025, 18 Uhr
  • Samstag, 22. Februar 2025, 19 Uhr
Februar
22
Samstag
Samstag, 22. Februar 2025, um 19 Uhr Aalto-Musiktheater, Opernplatz 10, 45128 Essen
Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Sonntag, 5. Januar 2025, um 16:30 Uhr
  • Sonntag, 19. Januar 2025, um 18 Uhr
Dienstag, 24. Dezember 2024 | Autor: Pitt Herrmann