
Birkenau-Zyklus in Düsseldorf
Zum 90. Geburtstag von Gerhard Richter
Die „Frankfurter Allgemeine“ hat ihn jüngst aus Anlass seines 90. Geburtstages als „der Ikonenmaler der Moderne und teuerste lebende Künstler“ gewürdigt: Gerhard Richter, am 9. Februar 1932 in Dresden geboren, hat vor drei Jahren verkündet, mit dem Malen aufzuhören. Noch bis zum 1. Mai 2022 lohnen Ausflüge nach Köln zur großen Sammlungspräsentation im Museum Ludwig und nach Dresden zu privaten Porträts und mehr im Albertinum in einer vom Künstler selbst kuratierten Schau. Und noch bis zum 29. Mai 2022 zeigt die Neue Nationalgalerie Berlin erstmals seine Künstlerbücher im gerade frisch restaurierten Bau Mies van der Rohes.
Näher liegt freilich Düsseldorf, auch weil Richter dort zwischen 1971 und 1993 als Professor für Malerei an der Kunstakademie wirkte. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert noch bis zum 24. April 2022 im Ständehaus am Schwanenspiegel Gerhard Richters 2014 entstandenen „Birkenau“-Zyklus in einer Installation: Den vier Gemälden linkerhand sind vier graue Spiegel gegenübergestellt im letzten der drei Räume im 2. Obergeschoss des K 21. An der hinteren Wand sind Abzüge der vier Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen, die jüdische Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im August 1944 unter Lebensgefahr heimlich aufgenommen haben.

Sie waren ins „Sonderkommando“ gezwungen worden zur Unterstützung bei der Ermordung der Gefangenen in den Gaskammern und der Verbrennung der Leichen. Es war vermutlich der Grieche Alberto Errera, der den Auslöser der von einer polnischen Widerstandsgruppe ins Lager eingeschmuggelten Kamera betätigte. In einem ersten Schritt hat Richter die Fotos in vergrößertem Maßstab auf Leinwände übertragen und diese anschließend übermalt und in einem dritten Schritt mit dem Rakel bearbeitet, alles Figürliche überdeckend.
In den beiden ersten Räumen sind neue, in den beiden letzten Jahren entstandene abstrakte Bleistift-, Ölkreide- und Tuschfeder-Zeichnungen zu sehen, die ohne kompositionellen Mittelpunkt auskommen und in keinem unmittelbaren Zusammenhang zum „Birkenau“-Zyklus stehen. Das gilt auch für eine Vielzahl von übermalten Fotografien im Format zehn mal fünfzehn Zentimeter: die Vorlagen sind privater Natur und resultieren aus Museumsbesuchen, Reisen und Spaziergängen.
Eine hochwillkommene Ergänzung offeriert die neu aufgestellte Sammlung im K 20 am Grabbeplatz. In der kunstlichtdurchfluteten großzügigen Robert Rademacher Galerie können nicht nur mehrere großformatige Gemälde Gerhard Richters auch aus größerer Entfernung betrachtet werden, sondern auch die Glas-Stahl-Konstruktion „7 stehende Scheiben“.
Öffnungszeiten im K 20 und K 21: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 11-18 Uhr, an jedem 1. Mittwoch im Monat freier Eintritt beim KPMG-Kunstabend zwischen 16 und 22 Uhr (mit kostenlosen Führungen durch Art Guides). Alle Informationen unter kunstsammlung.de im Netz. K21 Ständehaus Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf.