halloherne.de lokal, aktuell, online.
Dr. Nils Petrat, leitet seit März die Pfarrei St. Dionysius Herne.

Pfarrer Dr. Nils Petrat über sein Leben und die erste Zeit in Herne

Zurück in die Heimatregion

Rom, Paderborn, Frankfurt oder auch das Sauerland: Dr. Nils Petrat hat schon in einigen Städten als Priester gearbeitet. Nun ist er wieder zurück in seiner Heimat, dem Ruhrgebiet. Seit März 2024 leitet er die Pfarrei St. Dionysius Herne. Wie sein Werdegang bis dahin aussah und was dazu führte, dass er sich für das Priesteramt entschieden hat, verrät der gebürtige Castrop-Rauxeler im Gespräch mit halloherne-Redakteurin Julia Blesgen.

Anzeige: Islamische Gemeinde - Weihnacht

Dr. Nils Petrat bezeichnet seine Hinwendung zum Priestertum als eine längere Entwicklung. Begonnen habe alles in der Abiturzeit. Er habe wie alle anderen jungen Menschen auch überlegt, wie es für ihn nach der Schulzeit weitergehen könnte. Für ihn folgte ein Studium der katholischen Theologie in Münster. „Damals habe ich aber nicht das Priesterseminar besucht, sondern war erst einmal normaler Student. Ich wollte schauen, wie das Studium so für mich ist“, erzählt Petrat im Gespräch mit halloherne.

Beschäftigung mit existentiellen Fragen

Ausschlagend für seine Entscheidung, Priester zu werden, sei eine Teilnahme an einem Wiederaufbau-Camp im kriegszerstörten Bosnien-Herzegowina gewesen. „Ich war sehr berührt von der Arbeit dort und habe viele Priester sowie Ordensleute kennengelernt“, so der 44-Jährige.

Er habe sich schon sehr früh mit existentiellen Fragen, wie einem Leben nach dem Tod oder der Existenz Gottes beschäftigt. In Bosnien-Herzegowina konnte er zum ersten Mal mit Menschen über diese Fragen sprechen. „Sie waren so freundlich und interessiert. Sie wurden zu Vorbildern für mich“, macht der Priester deutlich.

Somit reifte in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Er wechselte ins Priesterseminar und studierte in Münster sowie Rom. Später promovierte er an der Theologischen Fakultät in Paderborn.

Reaktionen in der Familie und Freundeskreis

Für Dr. Nils Petrat war seine Zeit im Wiederaufbau-Camp im kriegszerstörten Bosnien-Herzegowina sehr prägend.

Seine Familie und Freunde nahmen die Wendung in Petrats Leben eher gemischt auf. „Ich glaube meine Eltern haben gehofft, dass es nur eine Phase ist“, sagt Dr. Nils Petrat lachend. Während sein Vater, der evangelisch war, sich eher still zu den Plänen seines Sohnes verhielt, war die Reaktion der Mutter eine andere.

„Auch wenn meine Mutter es heute nicht mehr gerne hört, aber sie war schon sehr reserviert bis ablehnend meiner Entscheidung gegenüber“, berichtet der 44-Jährige schmunzelnd.

Weiter führt er jedoch aus: „Im Laufe der Zeit hat sich ihre Einstellung aber gewandelt und sie unterstützt mich mittlerweile sehr und kommt auch häufiger nach Herne.“ Sein jüngerer Bruder habe aber von Anfang an hinter ihm und seiner Entscheidung gestanden. Der Freundeskreis reagierte auch eher gemischt auf Petrats Entscheidung.

Wirken im Sauerland, Paderborn und Frankfurt

Seine Diakonweihe empfing Nils Petrat dann 2007 in Herne in der St. Peter und Paul-Kirche in Sodingen. Ein Jahr darauf folgte die Priesterweihe. Danach zog es Petrat ins Sauerland, genauer gesagt nach Neheim-Hüsten.

„Im Vergleich zum Ruhrgebiet war es natürlich erstmal etwas ganz anderes. Aber die Landschaft ist schön und die Menschen sind sehr offen. Außerdem waren auch die Schützenfeste eine Erfahrung“, so der Leiter der Pfarrei St. Dionysius Herne.

Später arbeitete er dann lange in Paderborn. Erst als Studentenpfarrer und dann als Dompastor. Danach führte ihn das Projekt Zukunftswerkstatt nach Frankfurt, bis er dann Mitte 2023 zurück in Ruhrgebiet kam. Zunächst als Pastor in St. Dionysius, ab März 2024 dann auch als Leiter der Großpfarrei.

'Die sozialen Herausforderungen haben zugenommen'

„Ich wollte immer Pfarrer in einer großen Stadt sein. Aber natürlich hat sich in meiner 20-jährigen Abwesenheit einiges verändert. Die sozialen Herausforderungen im Ruhrgebiet haben zugenommen. Dennoch ist die Offenheit der Menschen geblieben und ich wurde sehr positiv empfangen“, erinnert sich der Pfarrer zurück.

Mit seinem Pfarrbüro und der dazugehörigen Wohnung hat er die Innenstadt direkt im Blick und ist den Menschen in seiner Gemeinde nah. „Mein Wunsch und mein Ziel ist es, christlichen Glauben erlebbar zu machen“, sagt der Herner. So unterstützte Petrat auch das Vorhaben der beiden Pfarreimitglieder, Marlon Brosa und Hendrik Melchers. Beide haben die ehemalige Kirche St. Elisabeth an der Brunnenstraße im Oktober für eine Nacht in eine Disco verwandelt, wo der bekannte Herner DJ Carib auflegte (halloherne berichtete).

Neben den vielen sozialen Herausforderungen steht auch die Aufgabe einiger Gotteshäuser in nächster Zeit an. Petrat ist es wichtig, die bestehenden Gebäude mit Leben zu füllen. „Ich weiß, hier geht etwas. Es gibt so viel Potenzial, was es zu stärken gilt und Menschen, die wir erreichen können“, so Dr. Nils Petrat abschließend.

Sonntag, 29. Dezember 2024 | Autor: Julia Blesgen